Gemeinsam mit der ev.-luth. Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde hatte ich vergangenen Sonntag zu einer Gedenkveranstaltung für Carl Ebet eingeladen. Der Meiendorfer war Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Als KPD-Anhänger war er zwischen 1934 und 1935 inhaftiert. 1943 wurde er ins Bewährungsbataillon 999 zwangsrekrutiert. Seit 1944 galt er als vermisst. Später wurde er für tot erklärt.
Trotz immer wieder einsetzenden Regens waren mehr als 60 Menschen zur Gedenkveranstaltung in die Ringstraße 213 gekommen. Hier – an der letzten bekannten Adresse Carl Ebets – liegt seit Anfang August ein Stolperstein zu seiner Erinnerung, gestiftet von der Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde. Jüngere und ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer legten Rosen am Gedenkstein nieder.
Mit dem Stolperstein für Carl Ebet wollen wir hier bei uns in Meiendorf einem der vielen Millionen Opfer des Nationalsozialismus einen Gedenkort geben und Verantwortung übernehmen. Die Erinnerung an die Grausamkeiten und die Opfer des Nationalsozialismus darf nicht verblassen. Denn Gleichgültigkeit und Vergessen können zu neuen Verbrechen führen.
Dass im Stadtteil auch bei den Jüngeren die Zeit des Nationalsozialismus Thema ist, zeigten Schülerinnen und Schüler der Stadtteilschule Meiendorf in einem Vortrag am Gedenkstein: Gemeinsam mit ihrem Lehrer hatten sie im Kurs „Historisches Forschen in Meiendorf“ zur Lebensgeschichte von Carl Ebet und zum Nationalsozialismus in Meiendorf geforscht. Die Ergebnisse ihrer Recherchen sind bis zu den Herbstferien auch noch in einer Ausstellung in der Rogate-Kirche zu sehen.
In einer Podiumsdiskussion in der Rogate-Kirche stand im Anschluss das Schicksal der Opfer der politischen Verfolgung im Mittelpunkt. Die Zeitzeugin Helga Roepert berichtete hier vom Leben ihres Vaters, der ebenfalls politisch verfolgt und später im Bewährungsbataillon 999 zwangsrekrutiert war. Er kam kurz vor Kriegsende ums Leben. Die Zuhörerinnen und Zuhörer folgten gebannt ihren fesselnden und bewegenden Worten. Die Kirche war coronakonform bis auf den letzten Platz besetzt.
Franz P. Sauerteig, Diakon der Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde, freute sich sehr, dass so viele Menschen der Einladung zur heutigen Gedenkveranstaltung gefolgt sind. Dies zeige, dass die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus bei uns im Stadtteil auf ein großes Interesse treffe. Gerne will die Kirche dieser Erinnerung auch in Zukunft einen Raum geben.
Ich habe die Verlegung des Stolpersteins von Beginn an als Patin unterstützt. Und werde mich auch in Zukunft um den Gedenkstein kümmern.
Im Bild: Die Mitglieder der ev.-luth. Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde, Diakon Franz P. Sauerteig (2.v.r.) und die Kirchengemeinderatsmitglieder Dr. Ulrich Gantz (5.v.r.) und Joshua Berghahn (stellv. Vorsitzender, r.), sowie die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Astrid Hennies (4.v.r.) gemeinsam mit den Beteiligten der Gedenkveranstaltung: der Zeitzeugin Helga Roepert (5.v.l.), Karin Heddinga von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (3.v.r.), Schülerinnen und Schülern der Stadtteilschule Meiendorf sowie deren Lehrer Martin Karl, Fachleiter Gesellschaft (2.v.l.).