Der Zweite Bildungsweg spielt eine wichtige Rolle für lebenslanges Lernen und die Verwirklichung von Bildungs- und Chancengerechtigkeit. Das gilt insbesondere für formal gering qualifizierte Erwachsene und deren gesellschaftliche Teilhabe. Ein gemeinsamer Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen sieht vor, die bisherigen Angebote zu bündeln und die drei Institutionen der Hamburger Erwachsenenbildung baulich zu einem zentralen Campus zusammenzufassen (siehe Anlage). So können die Bildungsgänge flexibilisiert und ein Beratungs- und Unterstützungssystem verankert werden. Über den Antrag wird am 11. Mai in der Bürgerschaft beraten.
Dazu Nils Hansen, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion Hamburg: „Mit dem ‚Campus Zweiter Bildungsweg‘ setzen wir ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um und schaffen eine zentrale Anlaufstelle für die Erwachsenenbildung in Hamburg. Wichtig ist uns dabei, dass alle bisherigen Angebote erhalten bleiben. Auch weiterhin sollen alle Abschlüsse auf dem zweiten Bildungsweg erworben werden können. Mit dem neuen Campus wollen wir vielmehr die Qualität steigern und den Unterricht digitaler und modularer gestalten. Damit passen wir die Erwachsenenbildung an die geänderte Lebenswirklichkeit der Schüler:innen an und wollen die Quote der erfolgreichen Absolvent:innen erhöhen. Außerdem sollen die Beratungsangebote zu Beginn und bei Abschluss der Bildungsgänge ausgeweitet werden.“
Dazu Sina Aylin Demirhan, Sprecherin für außerschulische Bildung der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Der sogenannte Zweite Bildungsweg ist ein wichtiger Baustein in unserer Bildungslandschaft und ermöglicht Menschen, den Schulabschluss als Grundlage für ihre berufliche Laufbahn nachzuholen. Mit einem zentralen Campus, der die Abendschule ‚Vor dem Holstentor‘, das Abendgymnasium mit Abendschule St. Georg und das Hansa-Kolleg vereint und gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist, können wir bessere Rahmenbedingungen für den zweiten Bildungsweg schaffen. Dass Handlungsbedarf besteht, beweisen die Angaben aus der Bildungsbehörde: Weniger als 50 Prozent der Schüler*innen erlangen im Zweiten Bildungsweg die allgemeine Hochschulreife, beim ersten bzw. mittleren Bildungsabschluss sind es knapp 60 Prozent. Darüber hinaus ist ein Rückgang der Schüler*innenanzahl an staatlichen Schulen des zweiten Bildungswegs zu verzeichnen. Mit unserem Antrag wollen wir dafür sorgen, dass Menschen ihre Bildungsverläufe flexibler und besser an ihre individuelle Berufs- und Lebenssituation anpassen und ihre Ziele erreichen können. Ein zentraler Campus mit einem attraktiven Angebot ist der richtige Weg, um das Bildungsangebot zu stärken.“
Hintergrund:
Über den Zweiten Bildungsweg können alle Schulabschlüsse erworben werden. In Hamburg gibt es dafür derzeit die Abendschule „Vor dem Holstentor“, das Abendgymnasium mit Abendschule St. Georg und das Hansa-Kolleg. Ziel der Weiterentwicklung der Angebote im Zweiten Bildungsweg ist es, die Leistungsfähigkeit der allgemeinbildenden Erwachsenenbildung zu stärken und sie für verschiedene Berufs- und Lebenssituationen anschlussfähig zu machen. Eine verbesserte und verbindliche Eingangsberatung, schulische Förderangebote und leistungsbezogene Versetzungsregelungen sollen dazu beitragen, die Zahl der Abbrüche im Zweiten Bildungsweg zu senken und eine höhere Erfolgsquote zu erreichen.