Jede dritte Frau erlebt in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. Alle drei Minuten wird irgendwo in Deutschland eine Frau oder ein Mädchen Opfer häuslicher Gewalt. 360 Frauen wurden allein 2023 getötet.
Seit mehr als drei Jahrzehnten steht der 25. November für den „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“. Weltweit wird an diesem Tag auf die verbreitete Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam gemacht. Auch Hamburg beteiligt sich.
Gemeinsam mit Vertreter:innen der Hamburger Opferhilfelandschaft haben Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und Sozialstaatsrätin Funda Gür am 25. November die Flagge „Hamburg sagt Nein zu Gewalt gegen Frauen“ am Rathaus gehisst. Als gleichstellungspolitische Sprecherin unserer Fraktion war ich ebenfalls dabei.
Anschließend würdigte ein Senatsempfang im Kaisersaal das Engagement all jener, die betroffene Frauen und Mädchen unterstützen und ihnen Wege in ein sicheres Leben aufzeigen.


Pressemitteilung des Senats vom 25. November 2025:
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: Hamburg zeigt Flagge!
Die Vereinten Nationen haben den 25. November zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen erklärt, um das Thema weltweit in die Öffentlichkeit zu rücken. In Hamburg hissen Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und Sozial-Staatsrätin Funda Gür heute gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Opferhilfelandschaft die Flagge „Hamburg sagt Nein zu Gewalt gegen Frauen“ am Rathaus. Mit einem Senatsempfang im Kaisersaal würdigt der Senat zudem das Engagement all jener, die gewaltbetroffene Frauen und Mädchen unterstützen und ihnen Wege in ein sicheres Leben eröffnen.
Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit: „Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau getötet, weil sie eine Frau ist. Mit dem Tag gegen Gewalt an Frauen zeigen wir in Hamburg: Wir stehen an der Seite der Opfer. Wir haben in Hamburg bereits ein starkes Netz aus Hilfsangeboten für Frauen, denen Gewalt angetan wurde, und sind dabei, es auszubauen: In der Bürgerschaft werden am Mittwoch Anträge zur wissenschaftlichen Erfassung geschlechtsspezifischer Gewalt diskutiert. Wir werden weiter alles dafür tun, Betroffene zu schützen.“
Staatsrätin Funda Gür: „Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Und wir müssen klar sagen: Verantwortung tragen die Täter! Hamburg stärkt den Opferschutz, damit betroffene Frauen schnell und sicher Unterstützung finden. Weil häusliche Gewalt so oft im Verborgenen stattfindet, richten wir uns auch an Männer, die Gewalt ausüben, und bieten Unterstützung an – damit Gewalt endet und weitere Übergriffe gegen Frauen verhindert werden. Jede Betroffene soll wissen: Hilfe ist da.“
Stärkung der Schutzangebote
Um von Gewalt betroffenen Frauen zu helfen, setzt Hamburg auf eine gut ausgebaute Opferhilfelandschaft, die weiter gestärkt wird. Ein besonderer Meilenstein ist das seit 2024 bestehende 7. Frauenhaus „Kumi – Psychosoziales Frauenhaus Hamburg“. Es richtet sich an gewaltbetroffene Frauen mit psychischen Erkrankungen und ist mit diesem Konzept bundesweit einzigartig. Das Gebäude wurde von der Reimund C. Reich Stiftung gespendet. Das neue Frauenhaus wird vom Diakonischen Werk Hamburg-West/Südholstein betrieben und größtenteils durch die Stadt Hamburg finanziert. Es bietet bis zu elf Frauen eine spezialisierte Unterbringung, Beratung und Begleitung in ein gewaltfreies Leben.
Andrea Makies, Geschäftsführerin Diakonisches Werk Hamburg-West/Südholstein: „Mit dem Angebot speziell für psychisch erkrankte Frauen schließen wir eine Lücke im bisherigen Schutzangebot, da viele von Gewalt betroffene Frauen durch die oft lang andauernde Misshandlung psychische Krankheiten wie Depressionen und Angststörungen entwickeln. Diese Frauen benötigen besondere Unterstützung, die wir ihnen durch spezialisierte Sozialpädagoginnen und eine Psychologin zukommen lassen.“
Zudem wurden die Kapazitäten der zentralen Notaufnahme „24/7“ um fünf Plätze erweitert; dort stehen nun 20 Schutzplätze zur Verfügung. Insgesamt gibt es in Hamburgs Frauenhäusern derzeit 265 Plätze für schutzsuchende Frauen. Erstmals steht auch ein erster Schutzplatz für von häuslicher Gewalt betroffene Männer und nicht-binäre Personen zur Verfügung; zwei weitere Plätze folgen zeitnah.
Die Hamburger Opferhilfelandschaft
In Hamburg gibt es eine breit aufgestellte Opferhilfelandschaft, in der öffentliche und freie Träger Schutz, Beratung und Begleitung für Betroffene anbieten. Zahlreiche Beratungsstellen unterstützen Menschen, die Gewalt erfahren haben, darunter die Opferhilfe Hamburg e. V., die durch Gewalterlebnisse traumatisierte Erwachsene berät, oder der Frauennotruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen. Interkulturelle Beratungsstellen wie i.bera oder LÂLE beraten Betroffene mit Migrationshintergrund in ihrer Muttersprache und unterstützen bei häuslicher Gewalt und Zwangsverheiratung. Die Interventionsstelle Intervento bietet von häuslicher Gewalt oder Stalking Betroffenen proaktiv Unterstützung und Beratung an. Alle Angebote sind für die Ratsuchenden kostenlos und auch anonym nutzbar. Bis auf den Frauennotruf richten sich alle Angebote auch an von Gewalt betroffene Männer und alle beraten auch LSBTI*-Personen. Opfer von Menschenhandel erhalten Unterstützung über die Koordinierungsstelle KOOFRA e. V., die Beratung und Begleitung bei sexueller oder wirtschaftlicher Ausbeutung bietet.
Eine Übersicht über die Hamburger Opferhilfelandschaft ist unter Opferschutz – hamburg.de zu finden.
Angebote der Prävention
Mit StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt gibt es zudem ein sozialraumorientiertes Präventions- und Interventionsprojekt, das in Hamburger Stadtteilen aktiv ist. StoP setzt auf nachbarschaftliches Engagement und Gemeinwesenarbeit, um Partnergewalt sichtbar zu machen und zu verhindern. Geschulte Koordinatorinnen arbeiten mit Ehrenamtlichen zusammen und ermutigen Nachbarinnen und Nachbarn, hinzusehen und aktiv zu werden.
Täterarbeit im Fokus
Die gezielte Ansprache von Tätern ist entscheidend, da häusliche Gewalt überwiegend von Männern ausgeht. Prävention und frühzeitige Intervention können Gewalt verhindern. Beratungsstellen wie die Täterberatungsstelle BeTA, das Jungenpräventionsprojekt comMITment und weitere spezialisierte Angebote unterstützen Jungen und Männer dabei, gewaltfördernde Verhaltensweisen zu erkennen, Verantwortung zu übernehmen und alternative, gewaltfreie Handlungsstrategien zu entwickeln. In Zusammenarbeit mit der Innenbehörde sowie der Beratungsstelle BeTA bereitet die Sozialbehörde derzeit ein Beratungsangebot vor, das Täter häuslicher Gewalt zeitnah nach einer Tat anspricht und ihnen Wege aus der Gewalt aufzeigt.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Sozialbehörde mit der preisgekrönten Kampagne „600 Minuten Nachspielzeit – Echte Männer holen sich Hilfe!“ das Thema breit in die Öffentlichkeit getragen. Unterstützt vom HSV wurde bei einem Heimspiel eine symbolische Nachspielzeit von „600 Minuten“ eingeblendet – ein Zeitraum, in dem laut Studien die Gefahr häuslicher Gewalt nach Fußballspielen besonders hoch ist. Die Kampagne machte gewaltfördernde Verhaltensmuster und toxische Männlichkeitsbilder sichtbar und zeigte Unterstützungsmöglichkeiten auf.
Umsetzung des Gewalthilfegesetzes
Bei der Umsetzung des im Februar 2025 verabschiedeten Gewalthilfegesetzes setzt die Sozialbehörde auf enge Zusammenarbeit mit der Opferhilfelandschaft, insbesondere mit Fachberatungsstellen und Schutzunterkünften. Bei Auftaktworkshops im September wurden zentrale Themen wie Personal, räumliche Ausstattung, Erreichbarkeit, Zielgruppen, Gewaltphänomene und Vernetzung gemeinsam diskutiert. Der Austausch soll fortgesetzt und vertieft werden, damit die Expertise der Akteurinnen und Akteure in das Landesgesetz und die Entwicklungsplanung einfließen kann. Im kommenden Jahr wird der Dialog auf Partner aus angrenzenden Hilfesystemen ausgeweitet.
Hilfe bei Gewalt
Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ steht rund um die Uhr von Gewalt betroffenen Frauen unter der Nummer 116 016 zur Verfügung. Die zentrale Notaufnahmestelle der Hamburger Frauenhäuser „24/7“ ist rund um die Uhr unter der Nummer 040 / 8000 4 1000 erreichbar und die erste Anlaufstelle für schutzsuchende Frauen in Hamburg. Die 24/7 vermittelt von Gewalt betroffene Frauen an die Hamburger Frauenhäuser weiter.