Der „Hamburger Hausbesuch“ wird auf alle Bezirke ausgeweitet – dies teilte die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz heute mit. 2020 wird insgesamt 15.000 Seniorinnen und Senioren zum 80. Geburtstag hamburgweit ein Besuchstermin angeboten werden. Die Gesundheitsbehörde stellt dafür 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Pressemitteilung der Behörde im Einzelnen:
Alle Hamburgerinnen und Hamburger, die noch vor Weihnachten 80. Geburtstag haben, werden in den kommenden Wochen Post von der Stadt mit dem Angebot eines Hausbesuchs bekommen. Der Hamburger Hausbesuch, der seit September 2018 in den Pilot-Bezirken Harburg und Eimsbüttel etabliert ist, wird aufgrund der großen Nachfrage auf alle Hamburger Bezirke ausgeweitet. 2020 werden insgesamt 15.000 Seniorinnen und Senioren zum 80. Geburtstag hamburgweit ein Anschreiben der Gesundheitsbehörde (BGV) mit einem konkreten Termin für einen freiwilligen und kostenlosen Hausbesuch durch die Fachstelle Hamburger Hausbesuch am Albertinen Haus erhalten. Für die Ausrollung des Besuchsangebots stellt die BGV für das kommende Jahr rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Neben dem persönlichen Gespräch und der individuellen Beratung in der Häuslichkeit besteht bei Bedarf die Möglichkeit der Weitervermittlung in andere Angebote in der Stadt für ältere Menschen.
„Mit dem Hamburger Hausbesuch wollen wir Einsamkeit im Alter vorbeugen und Hilfebedarf rechtzeitig erkennen. Ein gutes Drittel der Seniorinnen und Senioren hat das Angebot der Stadt angenommen. Das ist ein voller Erfolg und viel mehr als wir uns aufgrund von Erfahrungen anderer Städte erhofft hatten. Diese gute Resonanz und viele positive Rückmeldungen sind Grund genug, den Hausbesuch schon ein Jahr früher als geplant auf die ganze Stadt auszudehnen“, so Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks.
Ralf Zastrau, Geschäftsführer im Albertinen Haus – Zentrum für Geriatrie und Gerontologie: „Der Hamburger Hausbesuch ist ein wichtiger Baustein, um ein aktives und selbstbestimmtes Altern im Quartier zu ermöglichen. Wir freuen uns, die besondere Kompetenz des Albertinen Hauses in der Altersmedizin und Altersforschung in die Fachstelle Hamburger Hausbesuch jetzt auch hamburgweit für Seniorinnen und Senioren einbringen zu können.“
Im Jahr 2020 werden in Hamburg insgesamt rund 15.000 Menschen 80 Jahre alt. Bei einer Annahmequote von einem Drittel ergeben sich insgesamt gut 5.000 Hausbesuche in 2020. Hinzu kommen noch alle Hamburger Seniorinnen und Senioren, die unter oder über 80 Jahre alt sind, und die sich von sich aus an die Fachstelle wenden können, um einen Hausbesuchstermin zu vereinbaren. Vor diesem Hintergrund wurde das Personal der Fachstelle auf zwölf Stellen erhöht. Insgesamt werden rund 110 geschulte Besuchskräfte mit einer Qualifikation im sozialen, gesundheitlichen und/oder pflegerischen Bereich für die Durchführung der Hausbesuche bereit stehen.
Die Gesundheitsbehörde hat zunächst in zwei Bezirken getestet, ob der Hamburger Hausbesuch auf Resonanz trifft. Von Oktober 2018 bis Juni 2019 haben 2.824 Seniorinnen und Senioren in Eimsbüttel und Harburg zu ihrem 80. Geburtstag ein Hausbesuchsangebot erhalten. 956 Personen (rund 34 %) hatten dieses angenommen – davon 588 in Eimsbüttel und 368 in Harburg. Damit liegt die Akzeptanz 9 Prozentpunkte über der Prognose von 25 Prozent aufgrund von Erfahrungswerten anderer vergleichbarer Projekte. Absagen des Besuchs wurden ganz überwiegend damit begründet, dass man gesund und gut versorgt sei. Aber auch viele 80-Jährige, die selbst keinen Bedarf hatten, begrüßten das Angebot. Die Hausbesuche fanden zu 94 Prozent in der eigenen Häuslichkeit der Senioren statt. Drei Prozent der Angeschriebenen nahmen den Besuch im jeweiligen Bezirksamt wahr, vier Prozent in einem Pflegeheim. Die Mehrheit der Hausbesuche fand in Anwesenheit einer Vertrauensperson (55%) statt. Gespräche unter „vier Augen“ wurden für 45% der Besuchten dokumentiert. Die häufigsten Themen während der Besuche waren die gesundheitliche Situation (48%), die Mobilität (44%), die Wohnsituation (41%) und soziale Kontakte (41%). Sich abzeichnende Pflegebedürftigkeit spielte mit zehn Prozent eine überraschend geringe Rolle.
28 Prozent der besuchten Seniorinnen und Senioren hatten Bedarf an Hilfs- und Unterstützungsleistungen, die unmittelbar vermittelt werden konnten. Für vier Prozent der Besuchten wurde ein Kontakt zu den Pflegestützpunkten und Beratungszentren für ältere, pflegebedürftige und körperbehinderte Menschen oder an andere Institutionen hergestellt.
Ziel des Hamburger Hausbesuchs ist es, ein aktives, selbstbestimmtes und selbständiges Leben in der eigenen Wohnung und im vertrauten Quartier zu unterstützen und Zugänge zu bestehenden Angeboten im eigenen Bezirk je nach Interesse und Bedarf zu vermitteln und zu erleichtern. Im Mittelpunkt stehen die individuellen Interessen, Wünsche und Bedarfe der Seniorinnen und Senioren. Zugleich können besuchte Seniorinnen und Senioren ihre Anliegen und Vorstellungen für eine altersgerechte Quartiersgestaltung einbringen. Organisiert und koordiniert wird das Angebot von der Fachstelle Hamburger Hausbesuch am Albertinen Haus. Mit den Bezirksämtern besteht eine enge Kooperation.
Weitere Informationen zu dem Projekt und der Fachstelle sind unter www.hamburg.de/hamburger-hausbesuch abrufbar.
Quelle: Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz
Bild: Beispielbild (Pixabay)