Die ersten 220 Fachleitungslehrkräfte aus 40 weiterführenden Schulen haben ihre Fortbildung absolviert.
Mitte März hat Hamburg sein Programm zur Umsetzung des „Digitalpakts Schule“ vorgestellt. Mit rund 128 Millionen Euro werden Hamburgs Schulen in den nächsten fünf Jahren auf den neuesten Stand der Digitaltechnik gebracht. Investiert wird aber nicht nur in die Ausstattung der Schulen mit WLAN und interaktiven Smartboards, sondern auch in die Weiterbildung der Lehrkräfte. Bildungssenator Ties Rabe: „Ein zentraler Baustein dafür, dass das Lernen mit digitalen Medien im Unterricht gelingt, ist die Qualifizierung von Hamburgs Lehrerinnen und Lehrern.“ Der erste Durchgang der im Februar gestarteten Qualifizierungsreihe „Digitale Medien im Fachunterricht“ wurde soeben abgeschlossen. Die frisch geschulten Fachleitungslehrkräfte sollen jetzt als Multiplikatoren an ihren Schulen ihre Fachkollegen in die neuen Unterrichtsmedien einführen.
Rund 220 Fachleitungslehrkräfte für die Hauptfächer Mathematik, Deutsch und Englisch sowie der Fachbereiche Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Musik von 40 weiterführenden Schulen haben an dem ersten Durchgang der Fortbildungsreihe teilgenommen. Weitere rund 440 Fachleitungen der weiterführenden Schulen sollen bis Ende 2019 fortgebildet werden. Im nächsten Jahr werden dann die Fortbildungen für alle Grundschullehrkräfte und deren rund 800 Fachleitungen weiter ausgebaut. Darüber hinaus stellt das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) schulspezifische Beratungsangebote für alle anfragenden Schulen zur Verfügung.
Fachleitungslehrkräfte koordinieren und entwickeln zusammen mit den anderen Fachlehrkräften einer Schule den entsprechenden Fachunterricht. Sie haben deshalb in ihren Schulen eine zentrale Bedeutung für die schulinterne Unterrichtsentwicklung und den Einsatz digitaler Medien. Eine ihrer Schwerpunktaufgaben wird in den nächsten Jahren das Kennenlernen neuer Potenziale digitaler Bildungsmedien für das Lernen im Fachunterricht und der sichere Umgang in der Anwendung digitaler Medien sein. Um sie bei dieser Aufgabe zu unterstützen, bietet das Landesinstitut seit Februar eine zwölf Stunden umfassende Qualifizierungsreihe mit jeweils dreistündigen Modulen zum „Einsatz digitaler Medien im Fachunterricht“ an.
In der Fortbildungsreihe lernen die Teilnehmenden fachliche Unterrichtsbeispiele und digitale Werkzeuge kennen – und lernen gleichzeitig ganz praktisch, wie diese im Unterricht angewendet werden. Im Modul Mathematik haben die Lehrkräfte beispielsweise die Möglichkeit, sich mit Tools wie „GeoGebra“ und den digitalen Unterrichtsbausteinen der Hamburger Internet-Plattform „digital.learning.lab“ intensiver zu befassen. Im Fach Deutsch müssen die Lehrkräfte zunächst ihren Kenntnisstand zum Einsatz digitaler Werkzeuge einschätzen, bevor sie die Werkzeuge mit Namen wie „Thinklink“, „Plickers“ und „Wortwolken“ ausprobieren dürfen. Nach der Erprobung erfolgt eine Einschätzung und Bewertung dieser Tools für den Fachunterricht. Am Ende sollten sich die Fachleitungen für ein digitales Werkzeug entscheiden, welches dann im Unterricht erprobt und als gutes Praxisbeispiel an die Fachkollegen weitergegeben werden kann.
Bildungssenator Ties Rabe: „Viele Lehrkräfte setzen schon jetzt digitale Medien im Unterricht ein, wir fangen also nicht bei Null an. Aber es ist ein weiter Weg, denn die Veränderung von Lernprozessen braucht Zeit. Zudem entwickelt sich die Technik ständig weiter, ein Ende des technischen Fortschrittes wird es nicht geben. Deshalb ist es entscheidend, dass Schulen, Lehrkräfte und Schulbehörde die Herausforderungen annehmen und sich auf den Weg machen. Unser Ziel ist es, dass digitale Medien in jedem Unterrichtsfach genauso selbstverständlich eingesetzt werden wie Schulbücher und Arbeitshefte. Nur so können wir erreichen, dass die Schülerinnen und Schüler optimal auf das Leben und Lernen in einer digitalen Berufs- und Studienwelt vorbereitet werden.“
Parallel zur Fortbildung der Fachleitungen geht der Ausbau der digitalen Unterrichtsbausteine weiter. Im September letzten Jahres ging die Internet-Plattform „digital.learning.lab Hamburg“ online, mit der Hamburgs Lehrkräfte bei der Entwicklung digitaler Unterrichtseinheiten für ihren Fachunterricht unterstützt werden. Sie bietet kostenlose digitale Unterrichtsbausteine zum Download in zahlreichen Fächern, eine Toolbox mit passenden Unterstützungsangeboten sowie Hintergrundmaterial mit Forschungsergebnissen und Trends. Inzwischen liegen über 100 Unterrichtsbausteine vor, die von Hamburgs Lehrkräften entwickelt und im Unterricht bereits erprobt wurden. Entwickelt wurden Unterrichtsbausteine und Plattform von der Technischen Universität Hamburg (TUHH), der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) und der Joachim Herz Stiftung. Anlage und Umfang dieser Best-Practice-Sammlung sind deutschlandweit einmalig.
Ergänzend dazu können alle Stadtteilschulen und Gymnasien im Mathematikunterricht bereits jetzt die web-basierten Lernprogramme „Bettermarks“ und „kapiert.de“ kostenlos einsetzen. Die Schulbehörde hat die entsprechenden Lizenzen erworben, so dass Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte beispielsweise per Smartphone-App auf beide Programme zugreifen und vertieft üben und wiederholen können – beispielsweise als Ergänzung zum Unterricht der zur Vorbereitung auf Klassenarbeiten. Beide Programme interagieren mit dem Benutzer und geben entsprechende Rückmeldungen.
Hintergrund:
Mit dem „Digitalpakt Schule“ stellt der Bund den Ländern über eine Zeitspanne von fünf Jahren rund fünf Milliarden Euro zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der digitalen Bildungsinfrastruktur zur Verfügung. In Hamburg sind bereits jetzt alle Schulen an das moderne Glasfasernetz angeschlossen, alle Klassenräume haben einen Netzwerkanschluss, alle Lehrerzimmer WLAN. Pro Klasse stehen durchschnittlich fünf Computer zur Verfügung – doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt. Von den 128 Millionen Euro, die Hamburg aus dem Digitalpakt anteilig zur Verfügung stehen, fließen rund zehn Prozent in länderübergreifende Projekte und landeseigene übergeordnete Maßnahmen. 90 Prozent werden direkt in die bessere Ausstattung der privaten und staatlichen Schulen investiert. Für die staatlichen Grundschulen, Stadtteilschulen, Gymnasien und Sonderschulen sind rund 90 Millionen Euro vorgesehen.
Bis 2023 sollen alle rund 13.200 Klassen- und Fachräume der staatlichen Schulen ein leistungsfähiges WLAN mit Gigabit-Technik bekommen. Zusätzlich bekommen alle Unterrichtsräume moderne Präsentationstechnik wie zum Beispiel große Displays oder „Computer-Beamer-Kombinationen“. Das Ausbauprogramm umfasst zudem die Beschaffung von rund 30.000 neuen Laptops oder Tablets zur Nutzung für die Schülerinnen und Schüler. Außerdem wird Hamburg rund 15.000 Mikrocomputer für die Klassenstufen 4 bis 6 beschaffen, mit deren Hilfe die Schülerinnen und Schüler informatische Grundbildung erwerben und zum Beispiel bereits gegen Ende der Grundschulzeit sehr leicht die ersten Programmierschritte lernen können.
Grundsätzlich setzt Hamburg jedoch – wie mit dem Bund und den Ländern vereinbart – darauf, dass die Schülerinnen und Schüler hauptsächlich ihre eigenen Smartphones im Unterricht einsetzen können (Prinzip „Bring your own device“ BYOD) und die Schule lediglich jenen Schülern ein Gerät zur Verfügung stellt, die selbst keines haben. Je nach unterrichtlichem Einsatz können dann auch die schulischen Endgeräte, Tablets oder Notebooks genutzt werden.
Quelle: Behörde für Schule und Berufsbildung